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Mit SIMBURG erfolgreich auf Kreta

Unter der Bezeichnung „Joint Project Optic Windmill (JPOW VIII)“ fand vom 22. bis 29. April 2004 auf der griechischen Insel Kreta eine groß angelegte Übung zur Erweiterten Luftverteidigung statt. Im Hinblick auf vernetzte Operationsführung (NetOpFü) war dies ein wichtiger Nachweis der Interoperabilität von Luftverteidigungskräften (joint/combined) der beteiligten Nationen (USA, NL, GR, GER). Die IABG unterstützte die deutsche Marine vor Ort mit ihrer Test- und Experimentalumgebung TEXnet und der simulierten Fregatte F124 SIMBURG.

Alle sind sich einig: Die sicherheitspolitischen Probleme des 21. Jahrhunderts können nur multilateral gelöst werden. Art und Ort der Bedrohung haben sich verändert, und daraus folgend auch die Aufträge und die Rahmenbedingungen für die Bundeswehr. Die Streitkräfte müssen schnell, wirksam und zusammen mit den Kräften anderer Nationen eingesetzt werden können. Diese Fähigkeit muss geübt werden, damit im Ernstfall das Zusammenspiel reibungslos klappt.

Unter Federführung der Niederländischen Luftwaffe nahmen mehrere Hundert Soldaten und Experten vom 22.-29.4.2004 an der achten multinationalen Luftverteidigungsübung „Joint Project Optic Windmill (JPOW VIII)“ auf Kreta teil. JPOW zielt darauf ab, sich auf gegenwärtige und künftige Bedrohungsszenarien, vor allem durch taktische ballistische Raketen, vorzubereiten.

JPOW spielt eine bedeutende Rolle in der konzeptionellen Weiterentwicklung der Erweiterten Luftverteidigung und dient der Vertiefung der multilateralen Zusammenarbeit der beteiligten Nationen (USA, Niederlande, Griechenland und Deutschland). Das Ziel der Übung ist es, die Aufklärungs-, Überwachungs- und Abwehrsysteme der verschiedenen Nationen zusammenzuführen und Leistung und Funktionieren im Verbund zu testen und zu optimieren. Im militärischen Jargon spricht man dabei auch von „Interoperabilität im Rahmen vernetzter Operationsführung“. Da aus Kostengründen nicht alle Systeme real vor Ort sein können, werden auch simulierte Systeme eingesetzt. Sämtliche Systeme, reale und virtuelle, sind sowohl über Simulationsnetze als auch über reale militärische Datennetze (tactical data link) verbunden.

Auch die deutsche Marine nutzte die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten in diesem „virtuellen Einsatz“ zu testen und zu verbessern. Die Fregatte „Sachsen“ ist das erste von drei Schiffen der Typklasse F124. Sie ist das derzeit modernste Schiff der deutschen Marine und dient der Luftverteidigung, war jedoch für JPOW nicht verfügbar. Weitere zwei Fregatten vom Typ F124, die „Hamburg“ und die „Hessen“, werden in 2004 und 2005 in Dienst gestellt.

Basierend auf ihrer Test und Experimentalumgebung „TEXnet“ stellte die IABG der Marine eine Systemsimulation der Fregatte F124 mit der Bezeichnung „SIMBURG“ als virtuelles Schiff zur Verfügung. Hierzu wurde kurzfristig das in TEXnet vorhandene Simulationssystem „ELVIS“, welches für die Erweiterte Luftverteidigung (ELV) eingesetzt wird, an die Belange der Marine angepasst.

Die Experten der IABG mussten hierfür etliche technische Herausforderungen meistern. In 3-wöchigen Vorbereitungen wurden Computer, Bildschirme und Bedienkonsolen vor Ort vernetzt und an das gewaltige JPOW-Netzwerk angebunden. Die erste Hürde wurde mit der Akkreditierung der SIMBURG durch die US-Partner erfolgreich genommen. Sie war die notwendige Voraussetzung, um an der Übung teilnehmen zu dürfen.

Eine weitere wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme an JPOW war die Anbindung des „virtuellen Schiffs“ an das reale taktische Datennetz Link-16. Den Datenaustausch zwischen unterschiedlichsten realen und virtuellen Systemen mehrerer Länder zu realisieren ist eine äußerst komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Diese Herausforderung wurde dank der umfangreichen IT-Kompetenz der IABG-Experten erfolgreich bewältigt. „Die Integration verlief ohne größere technische Schwierigkeiten. Dies ist umso erstaunlicher wenn man bedenkt, dass hierfür in kürzester Zeit mehrere Tausend „lines of code“ programmiert werden mussten“ so Dr. Georg Bahmeier von der IABG.

Während der Übung wurde die herausragende Bedeutung der Link-16 Datennetze für die militärischen Operationen der USA und ihrer Verbündeten deutlich. Durch diesen Standard kann die Interoperabilität der beteiligten Systeme unterschiedlicher Länder gewährleistet werden. Die bei JPOW demonstrierte Fähigkeit, Simulationssysteme an derartige Netze anzubinden, eröffnet für die Bundeswehr vielfältige Möglichkeiten im internationalen Umfeld.