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Sind Emotionen berechenbar?

Können Roboter Gefühle erkennen, können Roboter Gefühle haben?

Sind (scheinbar) irrationale Prozesse wie Emotionen als Rechenprozesse, d.h. als formales Modell darstellbar? Prof. em. Dietrich Dörner von der Uni Bamberg stellte schon vor vielen Jahren in seinem Buch „Bauplan für eine Seele“ die Hypothese auf, dass Gefühle nicht als Spezialprozesse neben anderen psychischen Prozessen wie Kognition, Lernen, Denken oder Erinnern stehen. Die PSI-Theorie der "Bamberger Schule" erklärt Emotionen als Teil der Informationsverarbeitungsprozesse des Menschen. Emotionen sind eine Art psychische Makros, die eine übergreifende Organisationsform der anderen psychischen Prozesse darstellen. Kognitionen verlaufen unter Ärger anders als unter Stress oder Freude.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt diesen Sachverhalt auch in seinem Buch "Schnelles Denken, langsames Denken" (Thinking, Fast and Slow), das auf der gemeinsamen Forschung mit Amos Tversky basiert. Seine wesentliche Erkenntnis ist die Unterscheidung zwischen zwei Arten des Denkens: Das schnelle, instinktive und emotionale System und das langsamere, kognitive und logische System.

Das Zusammenspiel von Emotionen und Kognitionen ist beim Menschen von elementarer Bedeutung. Versteht man den Menschen als rein kognitiv-rationales System, so versteht man ihn letztlich nicht. Andererseits sind Emotionen aber nicht irrational im Sinne von sinnlos oder nicht nachvollziehbar. Die Evolution hat neben der langsamen, analytischen Informationsverarbeitung ("Denken") , eine schnelle, holistische Informationsverarbeitung ("Gefühl") geschaffen, die in ihrer Kombination den Menschen zu leistungsfähigen Problemlösungen befähigen.

Die Firma Audeering aus Gilching bei München hat mittels KI-Mechanismen eine Software entwickelt, die auf der Basis kurzer Stimmproben die emotionale Lage eines Menschen erkennt. Diese analysiert blitzschnell mehr als 6.000 Parameter wie Tonhöhe oder Klangfarbe.
2018 hat das Unternehmen dafür den bayerischen Innovationspreis gewonnen. Die Software kann potenziell vielfältig genutzt werden: im Gesundheitsbereich, z.B. zur Früherkennung von Krankheiten, im Security Bereich, u.a. um potenziell aggressive Intentionen zu erkennen, oder im Safety Bereich,  z.B. um Angst oder Stress bei einem Bediener (Flugzeug, Auto, Kraftwerk) zu erkennen.

Damit kann KI zwar noch nicht fühlen, wie dies Dörner und sein Team in Aussicht stellen, aber sie ist zumindest in der Lage, die Gefühle von Menschen zu erkennen.

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