Ottobrunn, 25.11.2025 – Wie gestalten wir Sicherheit in einer Welt, die immer stärker von Digitaltechnologien abhängt? Diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung „AeroSpace meets Safety & Security“, zu der bavAIRia und IABG nach Ottobrunn eingeladen hatten. Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Forschung und Politik beleuchteten dabei unterschiedlichste Domänen – vom Luftraum bis hin zum Orbit.
UAS: Nutzen und Grenzen im KRITIS-Umfeld
In seinem Impulsvortrag machte Dr. Stefan Mändl (ACENTISS) deutlich, dass in Europa zahlreiche leistungsfähige UAS-Technologien verfügbar sind. Ihr Einsatz speziell im Umfeld kritischer Infrastrukturen (KRITIS) bleibt jedoch in vielen Fällen unwirtschaftlich. Hohe operative Anforderungen, standortspezifische Rahmenbedingungen und langwierige Zulassungsverfahren führen dazu, dass der praktische Nutzen oft hinter dem theoretischen Potenzial zurückbleibt.
Während Drohnen vielfältige Möglichkeiten für Überwachung und Einsatzunterstützung eröffnen, stellen sie gleichzeitig ein dynamisch wachsendes Risiko dar. Gerade für KRITIS-Betreiber entstehen neue Verwundbarkeiten, da selbst kleine oder kostengünstige UAS in der Lage sind, Sicherheitsperimeter zu überwinden, Sensorik zu stören oder operative Abläufe zu beeinträchtigen. Angriffe sind häufig mit geringem Aufwand möglich, während die Abwehr komplexe und oftmals standortspezifische Maßnahmen erfordert.
Die Panelteilnehmer waren sich einig, dass Fortschritte vor allem durch mehr Geschwindigkeit und Skalierbarkeit bei der Integration von UAS in KRITIS-Anwendungen möglich werden. Als positives Beispiel wurde das geplante Innovationslabor der Bundeswehr in Erding genannt, das durch die enge Zusammenarbeit von Bundeswehr, Industrie und Start-ups deutlich verkürzte Innovationszyklen ermöglichen soll. Um neue Technologien zeitnah einsetzen zu können, müssen sich ausschreibende und vertragsgestaltende Stellen auf diese hohen Entwicklungstakte einstellen.
Counter-UAS: Neue Bedrohungen, neue Antworten
Besonders intensiv wurde über den Schutz kritischer Infrastrukturen vor Drohnenangriffen diskutiert. Die IABG setzt dabei auf simulationsgestützte Methoden: Digitale Zwillinge ermöglichen es, die Wirksamkeit unterschiedlicher Sensoranordnungen realitätsnah zu prüfen und spezifische Anforderungen für C-UAS-Systeme abzuleiten. Dieser Ansatz hilft Betreibern, fundierte Entscheidungen zu treffen und Schutzmaßnahmen zielgerichtet auszuwählen.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde betont, dass heutige Bedrohungsszenarien durch unbemannte Luftfahrtsysteme heterogen sind und sich nicht allein mit einzelnen Effektoren beherrschen lassen. Stattdessen rückt der Bedarf an integrierten Lösungen in den Vordergrund, die Sensorik, Analyse, Entscheidung und Wirkung zusammenführen. Vor diesem Hintergrund werden – derzeit noch für den Einsatz im militärischen Bereich – autonome Abfangdrohnen als mögliche Ergänzung klassischer Counter-UAS-Architekturen diskutiert. Solche Systeme bieten in spezifischen Einsatzszenarien Vorteile, erfordern aber klare technische und regulatorische Rahmenbedingungen sowie eine sorgfältige Bewertung ihrer Einsatzumgebung.
Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit dem Schutz kritischer Infrastrukturen angesprochen wurde, ist der neue gesetzliche Rahmen des KRITIS-Dachgesetzes. Dieses verpflichtet Betreiber kritischer Anlagen zu Risikoanalysen, Schutz- und Vorsorgemaßnahmen sowie Meldepflichten bei sicherheitsrelevanten Vorfällen. Damit steigt der Bedarf an standortspezifischen, belastbaren Sicherheitslösungen – auch im Bereich moderner C-UAS-Architekturen – weiter an.
Raumfahrt als stabilisierender Faktor
Der Nachmittag stand im Zeichen des Weltraums. In seinem Impulsvortrag machte Dr. Jörg Schäfer (IABG) deutlich, dass Raumfahrt heute eine sicherheitsrelevante Doppelrolle einnimmt. Zum einen ist der Weltraum selbst zu einer kritischen Infrastruktur geworden: Navigations-, Kommunikations- und Erdbeobachtungssysteme bilden unverzichtbare Grundlagen für Wirtschaft, Verwaltung und Sicherheit. Ihre Verfügbarkeit und Integrität sind damit essenziell für das Funktionieren moderner Gesellschaften.
Zum anderen trägt Raumfahrt aktiv zum Schutz anderer kritischer Infrastrukturen bei. Satellitengestützte Dienste ermöglichen Lagebilder, detektieren Gefahrenlagen, unterstützen Krisenmanagement und bieten verlässliche Daten für Planung und Einsatz. Beispiele aus aktuellen Projekten – etwa aus der Erdbeobachtung, der Navigationssicherheit oder dem Weltraumlagebild – verdeutlichen, wie diese Dienste zur Resilienz von Energie-, Verkehrs-, Kommunikations- oder Sicherheitsstrukturen beitragen.
In einer weiteren Diskussionsrunde rückten die Risiken in den Mittelpunkt, die aus technischen Störungen, Cyberangriffen oder gezielten Manipulationen weltraumgestützter Dienste entstehen. Der Austausch machte klar: Sicherheit erfordert eine robuste Architektur, internationale Abstimmung und ständige Weiterentwicklung. Beispiele aus der Arbeit der IABG – etwa die Untersuchung von Spoofing und Jamming im eigenen GNSS-Labor – zeigten die praktischen Konsequenzen dieser Anforderungen.
Politische Akzente und Ausblick
Staatssekretär Tobias Gotthardt unterstrich im politischen Dialog die Bedeutung eines eigenständigen europäischen Kompetenz- und Industriestandorts im Bereich Raumfahrt und Sicherheit. Resilienz sei kein theoretisches Konzept, sondern eine strategische Notwendigkeit. Er machte deutlich, dass aktuelle Herausforderungen durch unterschiedliche Zuständigkeiten auf politischer und administrativer Ebene unbedingt integrativ angegangen werden müssen, um klare Rahmenbedingungen und effizientere Entscheidungswege zu schaffen.
Die Veranstaltung zeigte: Nur im Zusammenspiel von Technologie, Strategie und Politik können tragfähige Sicherheitslösungen entstehen. Die Veranstalter planen, diesen Austausch im kommenden Jahr fortzusetzen.
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