Tram-Simulator macht Assistenzsysteme für Straßenbahnen erlebbar

Berlin / Ottobrunn bei München, 19. September 2024. Wie Fahrerassistenzsysteme den Straßenbahnverkehr sicherer machen, lässt sich auf der Fachmesse InnoTrans in Berlin in einem neuartigen Straßenbahn-Simulator erleben. Auf einem Original-Fahrerstand können Messebesucher virtuell über einen Streckenabschnitt in München steuern und werden dabei durch Assistenzsysteme unterstützt. Der Tram-Simulator ist während der InnoTrans vom 24. bis 27. September 2024 auf dem IABG-Stand im City Cube A / 240 zu finden. Das Gemeinschaftsprojekt wird unter Leitung der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) aus Ottobrunn zusammen mit den Konsortialpartnern Stadtwerke München GmbH (SWM) und der GERSYS GmbH vorangetrieben. Der Schwerpunkt der IABG liegt auf der Absicherung neuer Mobilitätskonzepte und -technologien. GERSYS, ein Verbundunternehmen der HÜBNER-Gruppe, ist führender Anbieter für Instrumentierungen im Führerstand von Schienen- und Sonderfahrzeugen. Weiterer Projektpartner ist die 3D-Visualisierungsfirma optify GmbH aus Darmstadt, die den Streckenabschnitt der Tram in München digitalisiert hat.

 

Vortrag über Projektergebnisse und Besuch aus der Politik

Die Partner stellen die Projektergebnisse am Mittwoch, den 25. September 2024, ab 12.30 Uhr am CNA-Gemeinschaftsstand im City Cube A vor. Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Verkehr, wird sich zuvor um 8.30 Uhr ein Bild vom Tram-Cockpit der Zukunft machen.

Verkehrsunternehmen als Vorreiter innovativer Mobilitätskonzepte

Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels und zur Verbesserung der Sicherheit setzt sich die zu den SWM gehörende Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) für die Weiterentwicklung der Fahrerarbeits­plätze ein. Oliver Glaser, Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Schiene bei der MVG, bekräftigt die notwendige Modernisierung und Digitalisierung des ÖPNV-Betriebes durch innovative Mobilitätsangebote: „Assistenzsysteme bieten die Möglichkeit, die Fahrerinnen und Fahrer bei ihrer Arbeit zu unterstützen und Straßenbahnen weiterzuentwickeln. Mit dem Simulator haben wir die Möglichkeit, verschiedene Systeme virtuell zu testen und anhand von unterschiedlichen Verkehrs­situationen zu erproben. Das hilft uns bei der Entscheidungs­findung und wird den Straßenbahn­verkehr noch sicherer machen“, so Glaser.

Prototyping von Fahrerassistenzsystemen für die nächste Generation der Straßenbahn

Auf dem Weg zum vollautonomen, fahrerlosen Straßenbahnbetrieb schafft das Projekt wichtige Lösungen für heutige Anforderungen. Fahrer werden mit Assistenz­systemen unterstützt und dadurch Unfälle signifikant reduziert, erklärt IABG-Geschäftsführer Thomas Köhler: „Im Bereich der Assistenzsysteme entwickeln wir modernste Lösungen, die das Fahrpersonal mit Zusatzinformationen versorgen. Kameras und LiDAR-Sensoren am Fahrzeug erkennen Hindernisse im Fahrweg sowie rund um das Fahrzeug herum und warnen frühzeitig vor einer Kollision. Im Ernstfall leiten die Systeme selbstständig Maßnahmen ein und verhindern beispielsweise durch eine Notbremsung Personenschäden.“ Neben mehr Sicherheit erhoffen sich die Projektpartner auch erste Erfahrungswerte für die Automatisierung und Vernetzung des ÖPNV. Unter Einbeziehung der Fahrgäste sollen maßgeschneiderte Automatisierungs­lösungen konzipiert und mithilfe agiler Entwicklungsmethoden direkt eingesetzt und getestet werden. Auch wenn es bereits zahlreiche Erprobungen gibt, so ist der autonome Straßenbahn­betrieb nicht zuletzt aufgrund offener Zulassungs­fragen in den nächsten Jahren in Deutschland noch nicht abzusehen.

Simulation in Kombination mit Hardware

Kernelement des Simulators ist der virtuelle Straßenbahnbetrieb mit (vor-)implementierten Fahrer­assistenz­systemen und den Multifunktions­displays von GERSYS als digitale Schnittstelle. Das Unternehmen mit Sitz in Wolfratshausen bei München entwickelt Bordgeräte für den Schienen­verkehr und gehört hier zu den Innovations­treibern. „Unsere Hardware schafft die Voraussetzung, um kunden­spezifische Anwendungen und Applikationen im Cockpit einer Straßenbahn abzubilden“, sagt Thorsten Sprenger, GERSYS-Geschäftsleiter. Bei der InnoTrans präsentiert GERSYS seine umfangreiche Produktpalette auf dem Stand der HÜBNER-Gruppe in Halle 1.2, Stand 120.

Im Simulator für das Tram-Cockpit der Zukunft sind drei Systeme von GERSYS integriert: zwei Multifunktions-Displays (HMIs) der Typen BC2980 und BC5480 sowie der „elektronische Rückfahrspiegel“ VM1500 (Videomonitor). Die grafischen Displays können etwa aktuelle technische Werte oder aber Livebilder installierter Außenkameras übertragen. So liefert GERSYS bereits Multifunktions­displays und elektronische „Rückspiegel“ für die am Projekt beteiligten Stadtwerke München. „Damit sieht der Straßenbahn­fahrer in Echtzeit, was rund um sein Fahrzeug passiert“, erklärt Thorsten Sprenger.

Simulator bietet Blicke aus unterschiedlichen Perspektiven

Wie das in der Praxis funktioniert, veranschaulicht der Tram-Simulator eindrucksvoll. Für einen möglichst realistischen und detail­getreuen Fahrbetrieb hat Optify einen MVG-spezifischen Strecken­abschnitt in ein 3D-Umgebungsmodell überführt. In Zusammen­arbeit mit der IABG wurde softwareseitig ein komplexer Simulations­verbund entwickelt, um den facetten­reichen Straßenbahn­betrieb in verschieden­artigen Verkehrs­situationen abzubilden. Zusätzlich zur Perspektive aus dem Fahrerstand können Interessierte auf der InnoTrans mithilfe von Virtual-Reality-Brillen auch in die Rolle eines Fahrgasts oder anderer Verkehrs­teilnehmer schlüpfen, um externe Mensch-Maschine-Schnittstellen zu erleben.

Ziel und Nutzen des Tram-Simulators

Mit dem Anwender im Fokus, wird der Tram-Simulator die Entwicklungsplattform für nutzerzentriertes Prototyping von Assistenz­systemen in der Straßenbahn der Zukunft sein. Mit den so gewonnenen Informationen sind die Projektpartner in der Lage, belastbare und verifizierte Anforderungs­spezifikationen zur fundierten Ausschreibung benötigter Assistenz­systeme zu generieren. Betreiber­gesellschaften können so das Risiko von Fehlbestellungen minimieren und Kosten einsparen.

 

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